- Wilsons Vierzehn Punkte
- Wilsons Vierzehn PunkteDie Bemühungen des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson (1856-1924), zwischen den Krieg führenden Parteien zu vermitteln, begannen schon im Frühjahr 1915, als er noch versuchte, durch konsequente Neutralitätspolitik die USA aus dem Krieg herauszuhalten. Mit seiner Note vom 20. Dezember 1916 forderte der Präsident die Krieg führenden Mächte und die Neutralen zu einem Meinungsaustausch über alle Friedensbedingungen und Kriegszielforderungen auf. Die Reichsregierung, die wenige Tage zuvor eine Friedensdeklaration an die USA gerichtet hatte, stimmte zu. Aber die im Januar 1917 beschlossene Wiedereröffnung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges ließ die deutsche Friedensbereitschaft unaufrichtig erscheinen. Am 3. Februar 1917 brachen die USA die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab.Noch im Januar 1917 hatte Präsident Wilson öffentlich erklärt, dass ein dauerhafter Friede nur durch einen »Frieden ohne Sieg« erreicht werden könne, und allen überzogenen Kriegszielvorstellungen eine entschiedene Absage erteilt. Trotz des seit April 1917 herrschenden Kriegszustandes mit dem Deutschen Reich befasste sich Wilson weiter mit der Ausarbeitung von Grundsätzen für einen allgemeinen Frieden. Nachdem im Sommer 1917 auch ein Vermittlungsversuch des Papstes gescheitert war, legte Präsident Wilson am 8. Januar 1918 dem Kongress ein in vierzehn Punkten zusammengestelltes Friedensprogramm vor, das nicht zuletzt auch gegen die Gefahren gerichtet war, die von der bolschewistischen Revolution ausgehen konnten.Die Punkte I-V betrafen die Öffentlichkeit aller internationaler Verhandlungen, die Freiheit der Meere in Krieg und Frieden, die Beseitigung von Handelsschranken, die internationale Abrüstung und die unparteiische Ordnung der kolonialen Ansprüche unter Berücksichtigung der Interessen der Kolonialvölker. Die Punkte VI-VIII forderten die Räumung der besetzten Gebiete in Russland, Belgien und Frankreich einschließlich der Rückgabe Elsass-Lothringens. In den Punkten IX-XIII wurden die autonome Entwicklung der Völker der Donaumonarchie und des Osmanischen Reiches, ferner die Räumung Rumäniens, Serbiens und Montenegros postuliert sowie die Errichtung eines unabhängigen polnischen Staates mit einem freien Zugang zum Meer und die Öffnung der Dardanellen für die internationale Schifffahrt vorgesehen. Punkt XIV forderte die Bildung eines allgemeinen Verbandes der Nationen, eines Völkerbundes, um politische Unabhängigkeit und territoriale Integrität für große und kleine Staaten gleichermaßen zu gewährleisten.Die Alliierten stimmten den Vierzehn Punkten mit gewissen Einschränkungen zu, das Deutsche Reich ging erst auf das amerikanische Angebot ein, als seine Frühjahrsoffensive gescheitert war. Weder in den Waffenstillstandsverhandlungen noch in den Pariser Friedenskonferenzen vermochte Wilson seine Vorstellungen gegenüber den Verbündeten voll durchzusetzen, konnte aber sein Hauptziel, die Gründung des Völkerbundes, erreichen. 1920 erhielt Wilson den Friedensnobelpreis.
Universal-Lexikon. 2012.